echo-einer-nachtSeit Wochen ist der kleine Gundram Sander wie vom Erdboden verschluckt. Kein Wunder, dass der Heidelberger Kriminalrat Gerlach unter enormem Druck steht - die verzweifelten Eltern und die Medien erwarten endlich Erfolge, und auch die Staatsanwaltschaft wird immer nervöser. Da passt es ihm ganz und gar nicht, dass seine Töchter ihm von einem weiteren möglichen Entführungsfall erzählen: In der Nachbarschaft einer Freundin soll ein kleiner Junge verschwunden sein. Leider deutet jedoch immer mehr darauf hin, dass Gerlach es mit einem Serientäter zu tun hat. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt ...

 

Buchinformation

  • Erschienen im Mai 2009
  • 6. Auflage November 2015
  • Piper Verlag, München
  • 288 Seiten / Taschenbuch
  • 9,99 Euro
  • ISBN 9783492252409


Was die Presse sagt

Badische Neueste Nachrichten

Dieser Fall treibt Gerlach und seine Kollegen zur Verzweiflung. Dem Leser beschert er gewohnt gut gemachte und spannende Unterhaltung.

Klappe auf

Burger gelingt diesmal der Spagat zwischen der todernsten Ermittungsarbeit und dem etwas chaotisch-heiteren Privatleben seines Helden und Ich-Erzählers mit traumwandlerischer Sicherheit. Wieder zeichnet er mit ein paar kräftigen Strichen diverse Charakter und ihre Milieus so glaubhaft, dass man sie vor sich zu sehen glaubt. Aus dem gegenwärtigen Regionalkrimi-Überangebot sticht der neue Burger heraus wie ein weißer Rabe.

 

Leseprobe

 Balke nahm Anlauf, um die Tür einzurennen, aber ich hielt ihn zurück und zog mein Handy aus der Jacketttasche.

»Warten wir lieber auf den Schlüsseldienst.«

Ich suchte die richtige Nummer in meinem Handy, und Balke verschwand um eine Hausecke. Während ich telefonierte, entdeckte ich auf der gegenüberliegenden Straßenseite im Schatten eines Baumes den Mann in der olivgrünen Armeejacke, den ich vor einiger Zeit schon einmal dort gesehen hatte. Wieder versuchte er so zu tun, als wäre er unsichtbar. Balke stand plötzlich wieder neben mir.

»In der Küche steht das Fenster offen!«

Ich bestellte den Schlüsseldienst wieder ab.

Das Fenster stand nicht wirklich offen, es war lediglich gekippt. Balke schaffte es jedoch, es mit einigen kräftigen Griffen aus den Scharnieren zu wuchten, wobei es zerbrach. Ohne auf die Scherben zu achten, stemmte er sich hoch und war im nächsten Augenblick drin. Bei mir dauerte es etwas länger. Beim Hineinklettern ging noch einiges an Geschirr kaputt, und am Ende blutete meine Hand. Die rechte, diesmal.

Der alte Mann stand, am ganzen Leib vor Kälte und Aufregung schlotternd, in einem viel zu dünnen, blau-gelb oben ist irgendein Polohemd schon weiß-gelb gestreift gestreiften Schlafanzug in der Halle. Als Waffe hielt er einen alten Stockschirm in beiden Händen. Es roch, als hätte seine Windel versagt.

»Helfen Sie mir!«, flüsterte er mit starrem Blick auf die Tür. »Da sind Einbrecher!«

Erst als ich ihm vorsichtig seine Waffe entwand, wurde ihm bewusst, dass er nicht mehr allein war.

»Wo ist sie?«, fragte ich so ruhig, wie es meine Stimme nach der Kraxelei erlaubte. »Wo ist Ihre Tochter?«

Auf einmal so ängstlich wie ein unartiges Kind schielte er mir von unten her ins Gesicht. »Das Luder macht mir kein Frühstück!«, flüsterte er und wies irgendwohin. »Und sie hat mich heute Morgen nicht gewaschen!«

Balke lief inzwischen durchs Haus und drückte jede Klinke. Die Tür zum Badezimmer im Obergeschoss war abgeschlossen. Er wartete mit dem Klopfen, bis ich bei ihm war. Niemand reagierte.

Dieses Mal hielt ich ihn nicht zurück, als er Anlauf nahm.

Muriel Jörgensen lag komplett angekleidet in einem Meer von Blut. Das Wasser in der Badewanne war bereits eiskalt, aber wider Erwarten lebte sie noch.