heidelberger-luegenKriminalrat Alexander Gerlach hilft einer verzweifelten jungen Mutter, ihr Auto wieder zu finden und erfährt bei dieser Gelegenheit, dass deren Mann bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam. Einiges scheint merkwürdig zu sein an diesem Unfall. Ohne große Begeisterung nimmt Gerlach sich der Sache an, und schon nach kurzer Zeit hat er eine zweite Leiche am Hals, und bald wünscht er sich, er hätte diese Frau nie im Leben getroffen ...

 

Buchinformation

  • Erschienen im Februar 2006
  • 11. Auflage November 2015
  • Piper Verlag, München
  • 272 Seiten / Taschenbuch
  • 9,99 Euro
  • ISBN  3492244912



Was die Presse sagt

Badische Neueste Nachrichten

Heidelberger Lügen zeigen einen silsicheren, gewitzten Autor, der dichte, lebendige Szenen und Dialoge mit humorvollen Details abzuschmecken weiß und in diesem Fluss punktgenau Spannungselemente platziert.

Heidelberg Aktuell

(...) Leider nicht ganz so rund wie der erste Gerlach-Krimi, möchte ich diesen Roman dennoch nicht nur Heidelbergern ans Herz legen.

RaumK

(...) Denn eine Erfolgsgeschichte werden die Heidelberger Lügen mit Sicherheit und lesenswert sind sie allemal.

Klappe auf

Das düstere Sittenbild wird aufgehellt durch Gerlachs ebenso rührende wie fruchtlose Bemühungen, hinter die Geheimnisse seiner pubertierenden Zwillingstöchter zu kommen, die beide gerade in den selben Jungen verliebt sind, und durch die erotisch prickelnde Affäre Gerlachs mit der liebeshungrigen Frau seiner Vorgesetzten. Und damit sind noch nicht einmal alle Qualitäten dieses auch in den Details sauber gearbeiteten Krimis genannt. Bravo Burger!

Krimi-Forum.de

(Ein) spannend und doch witzig geschriebener Krimi mit seinem Cast an liebenswerten Figuren, von denen man sich eigentlich gar nicht so schnell verabschieden möchte.  Link zum Artikel

Rhein-Neckar-Zeitung

Ein Vergleich mit Donna Leon und der Lagunenstadt liegt auf der Hand. Aber hinter ihr braucht sich der Autor nicht zu verstecken.

Bad-Bad.de

Launige Beschreibungen von Randerscheinungen sorgen für manches Schmunzeln und verkürzen die Zeit bis zum Show down, der an Eigenart kaum zu überbieten sein dürfte. Es bedarf schon einer gehörigen Portion an Fantasie, um sich Kriminalfälle verzwickten Ausmaßes auszudenken und diese darüber hinaus mit Alltagsgeschichten kurzweilig zu garnieren. Wolfgang Burger verfügt unbestritten über dieses Talent und verschafft Krimifreunden damit Lesevergnügen. Link zum Artikel

 

Leseprobe

Wenn mein Telefon zwischen neun Uhr abends und sieben Uhr morgens klingelt, dann bedeutet dies in aller Regel eine Katastrophe. Nicht für mich, sondern für irgendjemanden dort draußen, eine Ehefrau vielleicht, einen Mann, eine Mutter, ein Kind. Jemand, der urplötzlich allein ist auf der Welt, weil ein anderer einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist.

Natürlich gehörte es nicht zu meinen Aufgaben als Kripo-Chef, mir nachts im Regen an Tatorten die Beine in den Bauch zu stehen, mehr oder weniger ansehnliche Leichen zu betrachten und den ewig schlecht gelaunten Kollegen von der Spurensicherung bei ihrer kleinkrämerischen Tätigkeit zuzusehen. Aber ich hatte mir angewöhnt, zumindest am Anfang dabei zu sein, mir ein eigenes Bild zu machen. Ich hasste Schreibtischarbeit seit jeher, und wenn man nicht aufpasst, dann kennt man als Chef bald nichts anderes mehr als das viele trockene Papier auf seinem Tisch.

Liebekind hatte sich stirnrunzelnd damit abgefunden, dass ich es nicht lassen konnte, mich in die Arbeit meiner Untergebenen einzumischen, und ließ mich in Frieden. Vermutlich baute er darauf, dass ich irgendwann von alleine vernünftig oder doch wenigstens faul werden würde.

"Männliche Leiche im Schleusenbecken am Karlstor", erklärte mir eine mürrische Stimme aus der Telefonzentrale der Polizeidirektion. Mehr wusste bis zu diesem Zeitpunkt niemand. Kriminaldauerdienst und Spurensicherung waren unterwegs, der Notarzt alarmiert.

Fünfzehn Minuten nach dem Anruf steuerte ich meinen guten alten Peugeot-Kombi durch das ausgestorbene Heidelberg. Der Wagen war fast auf den Tag genau drei Monate älter als meine Töchter, und besonders humorvolle Kollegen hatten ihn früher gerne als Pampers-Bomber bezeichnet. Ein böiger Wind lieü die Straßenlaternen schaukeln, der Asphalt glänzte feucht. Ich fühlte mich zerschlagen und fror.

Schon von ferne sah ich die Blaulichter am Straßenrand. Klara Vangelis war natürlich schon da, als ich ankam. Sie musste ja immer und überall die erste sein. Sven Balke kam Minuten später fast gleichzeitig mit dem Notarztwagen auf einem Mountainbike, das sicherlich mehr wert war als mein Auto. Er sah verschlafen und ungekämmt aus. Meine Töchter hatten mich erst kürzlich darüber aufgeklärt, dass man dies heute nicht mehr als ungepflegt bezeichnete, sondern als "out of bed Look".

Die Kollegen vom Kriminaldauerdienst hatten die Leiche des gedrungenen und übergewichtigen Mannes schon aus dem Wasser gefischt und am betonierten Rand des südlichen Schleusenbeckens neben einem der Poller abgelegt. Die Pfütze um den Leichnam herum wurde rasch größer. Vor Schläfrigkeit nicht einmal übermäßig grantige Beamte der Spurensicherung zupften gähnend an dem Körper herum. Sie waren zu zweit und hatten eine gewisse Ähnlichkeit mit Dick und Doof.

Es roch nach Tang und Teer. Irgendwo im Dunkeln toste der Hochwasser führende Neckar über die Wehre in die Tiefe. In der Schwärze unter uns gluckste es tückisch, Wellen klatschten gegen die Mauern. Eine rote Ampel für Schiffe und das zuckende, kalte Licht der Blaulichter beleuchteten die Szene.

"Wer hat ihn gefunden?", fragte ich einen mit glasigem Blick herumstehenden Uniformierten. Stumm wies er auf ein verschüchtertes Pärchen im Hintergrund, das sich Hilfe und Wärme suchend aneinander klammerte. Das Mädchen mochte fünfzehn, höchstens sechzehn sein, der schlaksige Junge vielleicht gerade eben volljährig. Ihre Augen wirkten, als ständen sie unter einer milden Droge. Vielleicht war es auch nur der Schock.

Viel zu erzählen hatten die beiden nicht. Guck mal, da schwimmt 'ne Wasserleiche, hatte sie kichernd zu ihrem Liebsten gesagt und erst nach Sekunden begriffen, wie gründlich ihr Scherz misslungen war.

"Der Mann ist vorläufig nicht zu identifizieren", erklärte mir Doof, einer der Spurensicherer, und wischte sich die Hände an der Hose trocken. "Keine Papiere, nichts, woraus man auf seine Identität schließen könnte. Alter auf den ersten Blick zwischen vierzig und fünfzig, Hände gepflegt, kein Ehering, Kleidung Mittelklasse, Typ Junggeselle."

"Am Jackett fehlt ein Knopf", ergänzte Dick. "Der ist vermutlich noch nicht lange ab."

"Seit wann ist er tot?", fragte Vangelis.

Ich schätzte sie als zuverlässige und intelligente Mitarbeiterin, mochte sie aber nicht besonders, weil sie in meinen Augen zu ehrgeizig war. Und sie konnte mich noch weniger leiden, weil sie gehofft hatte, an meiner Stelle Kripo-Chefin zu werden. Aber im Großen und Ganzen kamen wir dennoch miteinander klar. Nur die rechte Herzenswärme wollte sich nicht zwischen uns einstellen.

Der Arzt, ein junger Kerl mit athletischer Figur und offenbar unverwüstlicher Laune trat hinzu. "Der Körper hat exakt Wassertemperatur", erklärte er mit breitem Lächeln, während seine Hände die zahllosen Taschen seines Sanitäter-Anzugs absuchten. "Die Totenstarre ist schon fast wieder verschwunden. Mindestens vierundzwanzig Stunden, würde ich sagen, eher sogar länger."

"Was meinen Sie mit Typ Junggeselle?", wollte Balke wissen. Diese Frage war wieder an einen der Kollegen von der Spurensicherung gerichtet.

Doof machte mit dem Mund ein schmatzendes Geräusch und sah an Vangelis vorbei auf die erleuchtete Altstadt. "Gucken Sie doch hin: Lila Hemd zu auberginenfarbenem Jackett! Wenn ich meiner Frau so unter die Augen kommen würde, die würde am nächsten Morgen zu ihrer Mutter ziehen."

Der eklig feuchte Ostwind aus dem Neckartal durchdrang selbst meinen Wollmantel. Man spürte, dass der Winter noch lange nicht zu Ende war. Der Januar war zu warm gewesen, sodass die Zeitungen wieder einmal über den Treibhauseffekt und den drohenden Weltuntergang philosophierten. In den letzten Tagen hatte das Wetter umgeschlagen, jetzt sollte es sogar Schnee geben. Irgendwo klapperte ein Rettungsring im Wind gegen seine Halterung. Hin und wieder erhellte ein Blitzlicht die Szene. Die Leiche wurde fotografiert.

Inzwischen war mir lausekalt, und ich suchte einen unverdächtigen Grund, mich wieder in mein Bett zurückziehen zu dürfen. Aber auf keinen Fall würde ich vor Vangelis gehen. Die schien jedoch nicht einmal zu frieren in ihrem makellosen Kostüm. Diese Frau wurde mir immer unheimlicher. Balkes Laune hingegen verschlechterte sich rapide. Er sah immer öfter auf die Uhr. Endlich klappten die Spurensicherer ihre Metallkoffer zu. Schlösser schnappten als Zeichen zum Aufbruch.