heidelberger-requiemAlexander Gerlach glaubt, mit seiner Beförderung zum Chef der Heidelberger Kriminalpolizei einen ruhigen Posten bekommen zu haben. Doch schon am ersten Tag wird die Leiche eines Chemiestudenten gefunden, der auf grausamste Weise ermordet wurde. Der Fall scheint rasch zu lösen zu sein, denn der junge Mann hatte synthetische Drogen hergestellt, um sein Budget aufzubessern. Doch bald kommt es zu einem weiteren Mord, der alle bisherigen Vermutungen über den Haufen wirft. Als Gerlach beginnt, das grausame Spiel zu durchschauen, ist es fast zu spät ...
Ein spannender Roman mit einem ungewöhnlich sympathischen Helden, der sich nicht nur ständig in die falschen Frauen verliebt, sondern zudem als allein erziehender Vater von seinen beiden Töchtern in Atem gehalten wird.

 

Buchinformation

  • Erschienen im Dezember 2004
  • Piper Verlag, München
  • 272 Seiten / Taschenbuch
  • 9,99 Euro
  • ISBN 3492242170

  • Nominiert für den Friedrich Glauser Preis 2006


Was die Presse sagt

Badische Neueste Nachrichten

Der Name Burger hat bundesweit bei Krimifans an Bedeutung gewonnen...

Heidelberg Aktuell

Die gelungene Mischung aus Spannung und Entspannung, Humor und Ernst machen aus dem Buch einen Krimi der Extraklasse. Der Autor hat mit diesem Roman einen gewaltigen Schritt in Richtung Etablierung als erfolgreicher Schriftsteller getan und selten wünscht man einem Roman aus ganzem Herzen und ohne Wenn und Aber eine große Leserschaft...

Neue Westfälische

.. verzichtet nicht auf Mord und Totschlag, aber wichtiger scheint ihm ein liebevoll-ironischer Blick auf Menschen und Städte, Situationen und Handlungsursachen ...

 

Leseprobe

Am ersten September, einem Montag, begann mein Dienst. Ohne zu frühstücken, fuhr ich morgens um sieben in Karlsruhe los, um nicht gleich am ersten Tag zu spät zu kommen. Meinen Töchtern hatte ich ihr Nutella und Toastbrot bereitgestellt, damit sie sich nicht zu einsam fühlten, wenn sie gegen Mittag aufstehen würden. Die Schule begann erst nächsten Montag wieder, und die Mädchen würden den Tag vermutlich wie üblich an irgendeinem Baggersee verbringen, zusammen mit Leuten, die ich nicht kannte und vielleicht auch nicht kennen sollte. Einen Bullen zum Vater zu haben, galt in gewissen Kreisen als krass uncool. Zuletzt hatte ich noch einen Zehn-Euro-Schein unter das Nutella-Glas geklemmt, damit sie sich etwas zu Essen kaufen konnten. Ich hoffte, dass er nicht nur gegen Big-Macs und Cola eingetauscht wurde.

In dem für meinen Geschmack ungemütlich großen Büro fühlte ich mich schon nach wenigen Minuten einsam. Bis halb neun räumte ich ohne viel Sinn in meinem altmodischen und muffig riechenden Schreibtisch herum, stellte ein paar mitgebrachte Bücher in den dunkelbraunen, noch altmodischeren Bücherschrank mit gruselig knarrenden Türen und versuchte herauszufinden, ob es hier eher nach Bohnerwachs oder Möbelpolitur roch. Alles in allem hatte ich nun zweiundzwanzig Beamte unter mir, darunter vier Frauen. Ich würde eine Weile brauchen, um mir die Namen zu merken. Eine der Frauen war meine Sekretärin, Sonja Walldorf. Sie war schon vor mir am Platz gewesen, trug ein sommerliches Blumenkleid und schien merkwürdigerweise noch aufgeregter zu sein als ich. Meine Frage, ob es wohl eine Chance gebe, diese scheußlichen Antiquitäten gegen etwas Moderneres auszutauschen, brachte sie in Verlegenheit, da sie keine Antwort wusste. Offenbar war sie gewohnt, auf alles eine Antwort zu wissen. Ich beschloss, bei nächster Gelegenheit mit Liebekind über das Thema Möbel zu sprechen. In diesem Museum wollte ich auf keinen Fall hausen. Mein nächstes Problem war der Kaffee. Die ganze Polizeidirektion duftete inzwischen nach frischem Kaffee, aber ich traute mich nicht, Frau Walldorf danach zu fragen, aus Angst, sie könnte beleidigt sein. Sie war ja die erste Sekretärin meines Lebens, und ich hatte gehört, manche von ihrer Sorte könnten tödlich beleidigt sein, wenn man ihnen solch niedere Dienste zumutete. Andererseits hatte ich keinen Schimmer, wo sich die Quelle befand, die diesen verflixten Duft verbreitete. Erst, als sie mich verlegen-bestürzt fragte, ob ich denn gar keinen Kaffee wünschte, kam heraus, dass mein Vorgänger darauf bestanden hatte, täglich Punkt halb neun ein dampfendes Kännchen zusammen mit zwei frischen Croissants auf dem Schreibtisch zu haben. Wir kamen überein, dass man mit guten alten Gewohnheiten nicht ohne zwingenden Grund brechen soll.

Die Croissants waren vom Bäcker an der Ecke und schmeckten vorzüglich. Der Arabica-Kaffee war frisch gebrüht, eigens für mich, wie sie betonte. Wir saßen noch zehn Minuten zusammen, und sie gab mir einen ersten Überblick über die aktuellen Themen der Gerüchteküche. Draußen schien die Sonne, durch die offenen Fenster drang Vogelgezwitscher und eine angenehm kühle Luft herein, die nach Sommer und Ferien roch. Ich fühlte mich wohl.

Schließlich war es neun, der Kaffee zu Ende, und ich bat meine Sekretärin, mich auf meiner Begrüßungsrunde bei der Truppe zu begleiten. Die Kripo belegte fast das komplette erste Obergeschoss des weitläufigen Gebäudes. Ich klopfte energisch an die erste Tür und trat ein. Irgendwo hatte ich gehört, man solle als Vorgesetzter nicht auf ein "herein" warten. Ein entschlossener Auftritt schafft Respekt. Draußen hatte ich zwei Namen gelesen: Erste KHK K. Vangelis und KOK S. Balke. Die beiden sprangen auf, als ich eintrat. Balke deutlich schneller als seine Kollegin. Ich ging auf die Frau zu, um ihr die Hand zu schütteln. Ihr Blick war kühl, um nicht zu sagen abweisend. Liebekind hatte mir im Vertrauen mitgeteilt, sie habe zu meinen engsten Konkurrentinnen gezählt, und Frau Walldorf hatte mich mit bedeutenden Blicken darauf vorbereitet, dass die Erste Kriminalhauptkommissarin Klara Vangelis leider oft gar kein umgänglicher Mensch sei.

Für ihren Dienstgrad war die Frau überraschend jung. Sie musste äußerst ehrgeizig sein. Sehr zögernd hob sie die Hand, und es war offensichtlich, dass sie absolut nichts dagegen gehabt hätte, wenn mich genau jetzt und vor ihren großen dunklen Augen der Teufel geholt hätte. Zu ihrer sichtlichen Erleichterung klingelte das Telefon. Sie wandte sich ab und ließ mich mit ausgestreckter Hand stehen, obwohl auch Balke das Gespräch hätte annehmen können. Während sie telefonierte, hatte ich Gelegenheit, sie zu betrachten. Wäre sie einige Zentimeter größer gewesen, sie hätte als Model arbeiten können. Üppiges schwarz glänzendes Haar, eine Figur wie aus einem Modekatalog ausgeschnitten und dazu eine helle Bluse und ein dunkles Kostüm, dem sogar ich ansah, dass es dem Gehalt einer Kripobeamtin in keiner Weise angemessen war.

Das Gespräch dauerte nur wenige Sekunden. Mit unbewegter Miene machte sie sich Notizen und legte auf mit der Bemerkung: "Okay. Zehn Minuten."

Sie riss das Blatt vom Block und warf Balke einen Blick zu. "Mord im Emmertsgrund draußen."