ausgeloeschtLaura Balin, eine knapp dreißigjährige Frau wird an einem schönen Frühlingstag mitten auf dem Karlsruher Marktplatz hinterrücks erstochen. Gleich drei Tatverdächtige werden von Zeugen beschrieben. Für Kommissar Petzold und seine Mitstreiter Birgit Malmberg und Berthold Schilling wird es schwierig, denn obwohl es viele Augenzeugen gibt, hat doch niemand wirklich etwas Genaues gesehen. Im Laufe der Zeit wird der Fall immer komplizierter als einfacher, und als Petzold den wahren Schuldigen endlich ermittelt hat, sieht es so aus, als müsste er ihn auch noch ziehen lassen, als könnte man ihm nichts nachweisen. Nun beginnt eine Hetzjagd, die auch Petzolds Privatleben nicht gut tut ...

 

Buchinformation

  • Erschienen im September 2006
  • Emons-Verlag, Köln
  • 239 Seiten / Taschenbuch
  • 9,00 Euro
  • ISBN 389 705 428 0


Was die Presse sagt

Badische Neueste Nachrichten

Burgers Protagonisten wirken im neuen Buch frischer denn je. Knackige Dialoge, überraschende Tempowechsel, sympathsch-lebensechtes Personal und originelle Nebenfiguren sorgen für großes Lesevergnügen.

KA News

Dem Autor gelingt es der Handlung in seinem Roman immer wieder eine neue Wende zu geben und mit der Erwartungshaltung des Lesers zu spielen. Die dichte Erzählweise und das flotte Tempo sorgen für Spannung bis zum Ende. Burger beweist seinen Blick für überzeugende und vielschichtige Figuren, die dem Leser ans Herz wachsen. Link zum Artikel

Bad-Bad.de

Professionelles Befragen und Hinterfragen, Anspannung, Ratlosigkeit, Zorn und Ohnmacht der Ermittlertruppe, die immer neue, zuweilen wenig Erfolgsversprechende Spuren aufnimmt, halten den Leser auf "geistigem Trab", der auch dann nicht gebremst wird, wenn in gekonnter Burger-Manier Alltagsgeschehen, oder eine die Lachmuskeln reizende Schilderung eines Samstagmittags im elsässischen Séllestat, oder "Volkes Stimme" zu den deutschen Mietgesetzen und zum Arbeitslosengeld zum Besten gegeben werden. Wow - Atemholen ist angesagt, wenn der letzte Satz dieser Facettenreichen Geschichte verschlungen ist. Neugier keimt auf, ob es gelingen wird, diesen hin- und mitreißenden Krimi beim "nächsten Burger" zu übertreffen. Link zum Artikel

Klappe auf

... Es ist ohnehin kaum etwas so wie es scheint in diesem glänzend konstruierten Krimi, der bis zur Schlusswendung den Leser fesselt. Wieder gelingt es Burger mit wenigen Sätzen und knappen Dialogen lebensechte, komplexe Figuren auf die Beine zu stellen und dabei auch die Milieus kenntlich zu machen, denen sie entstammen. Ein starkes Buch, ein guter Krimi, wohl der beste Karlsruhe-Krimi von Burger, dessen Prosa von mal zu mal noch etwas konzentrierter und schlackenloser wirkt.

 

Leseprobe

Der achte März dieses Jahres war kein Tag zum Sterben. Nach einem nicht enden wollenden und überaus schneereichen Winter war über Nacht der Frühling gekommen und mit ihm die Sonne. Einige jungfräulich weiße Wolken ließen den Himmel noch blauer scheinen, als er war, und das Thermometer stieg von Stunde zu Stunde. Jetzt, kurz vor Mittag, herrschte auf dem Karlsruher Marktplatz buntes Treiben, alles schien erwacht, befreit, jedermann hatte plötzlich gute Laune, und selbst die Geräusche klangen heute lauter und fröhlicher als sonst. Ein leichter Wind trieb die Düfte vom Blumenmarkt über den Platz.

Die Uhr der Stadtkirche begann eben, träge zwölf zu schlagen, und fast hätte man glauben können, sogar die Glocken hätten heute einen weicheren Klang als in den langen, dunklen Monaten. Geschäftige Menschen liefen kreuz und quer über den Platz, von der Bank zum Rathaus, vom Kaisergarten in Richtung Schloss, und lächelten sich gegenseitig an wie Verbündete. Einige versprengte Touristen suchten das in sonnigem Gelb leuchtende Barock-Schloss in der völlig falschen Richtung. Auf den Stufen vor der Rathaustür formierte sich eine fröhlich schwatzende Protestversammlung zum Gruppenfoto. Eine S-Bahn fuhr an und vertrieb mit energischem Klingeln eine Horde lärmender Schulkinder von den Schienen. Irgendwo in der Nähe wurde ein schweres Motorrad angelassen. Das Geräusch entfernte sich rasch.

Kaum jemand achtete auf den kurzen spitzen, Schrei, und die wenigen, die ihn wahrnahmen, dachten vielleicht, eines der herumtollenden Kinder wäre der Urheber gewesen. Erst nach Sekunden, nur sehr allmählich, richtete sich die Aufmerksamkeit auf die schlanke junge Frau in schwarzem Kleid, die in unnatürlich verrenkter Haltung zu Füßen des Marktbrunnens in einer langsam größer werdenden Blutlache lag.

Erst bildete sich ein kleiner Menschenauflauf, der zögernd anwuchs, und um den großen Brunnen herum breitete sich Stille aus wie ein kalter Schatten.

Ein Herr mit graumelierten Schläfen trat atemlos hinzu.

"Machen Sie bitte Platz. Ich bin Arzt." Er ging neben der Frau in die Hocke und prüfte den Puls an ihrem Hals. Dann schüttelte er den Kopf und richtete sich wieder auf, ohne den ratlosen Blick von der am Boden Liegenden zu wenden.

Jemand sprach leise und sehr aufgeregt in ein Handy.

Augenblicke später kamen vom nur wenige Schritte entfernten Revier Innenstadt zwei Uniformierte gelaufen und begannen mit roten Gesichtern, die Zuschauer zurück zu drängen. Der Arzt flüsterte etwas, was niemand verstand, und trat zurück.

Nun wurden natürlich noch mehr Passanten aufmerksam und verhielten ihren Schritt. Aus der Ferne hörte man ein Martinshorn rasch näher kommen. Das lange schwarze Haar der Frau, die vermutlich, nein offensichtlich tot, ja ermordet war, umrahmte ein schmales Gesicht, das vielleicht schon blass gewesen war, als der Tod ihm noch nicht die Farbe geraubt hatte.

Ihr linkes Bein war ausgestreckt, das rechte angewinkelt. An einem Fuß trug sie einen leichten Schuh mit hohem Absatz, auch dieser schwarz wie alles an ihr, der andere Schuh lag etwa einen halben Meter entfernt am Rand des Brunnenbeckens. So, als hätte sie ihn im letzten Augenblick ihres Lebens von sich geschleudert, um wenigstens ihn zu retten.

Urplötzlich, als wäre ein Bann gebrochen, begannen die Herumstehenden zu diskutieren, aufeinander einzureden. Als wäre ein Gebot, in Gegenwart von Toten zu schweigen, mit dem letzten Kopfschütteln des Arztes aufgehoben worden.

"Da kommt die Kripo!" Eine stämmige Frau in mittleren Jahren mit kräftiger Stimme wies auf zwei Zivilfahrzeuge mit Blaulicht auf dem Dach, die sich vorsichtig durch die Menschen drängten und unmittelbar vor dem sandsteinfarbenen Brunnen zum Stehen kamen. Ein Schwarm Tauben flatterte verstört davon.