flaechenbrandEdith und Marc Pasteur, ein Ehepaar um die dreißig, fahren nach Italien in Urlaub. Beide sind voller Hoffnung, dass es entspannte zwei Wochen werden, in einem einsamen ehemaligen Bauernhaus hoch über der ligurischen Küste, ganz allein ohne Handy und alles. Nur Ruhe, Frieden, sich neu verlieben, in der Ferne das Meer - und natürlich kommt alles ganz anders, sonst wär's ja kein Krimi. Kurz vor dem Gotthard-Tunnel, während zu Hause gerade ein Unbekannter unter einen Zug gerät, dessen Ableben der Polizei allerlei Kopfzerbrechen macht, hört Edith einen Reiseruf im Radio "Herr und Frau Pasteur werden dringend gebeten, Herrn Kalmar in Karlsruhe unter folgender Nummer anzurufen..." Keiner der beiden kennt einen Menschen namens Kalmar, das Rätseln will kein Ende nehmen, und dass es andauernd regnet, ist schon nach kurzer Zeit das geringste ihrer Probleme ...

 

Buchinformation

  • Erschienen im April 2012, 3. Auflage im Februar 2013
  • Kontrast-Verlag, Pfalzfeld
  • 238 Seiten / Taschenbuch
  • 10,90 Euro
  • ISBN 3-88520-921-7


Was die Presse sagt

Deutsche-Krimi-Autoren.de

... Schon bald spürt der Leser, dass die italienische Idylle ins Wanken gerät durch rätselhafte Ereignisse. Besonders gelungen ist die Figur Marc Pasteur, die ständig zwischen Pflicht, Angst und Flucht hin- und her gerissen wird ... In den Momenten, wo es wirklich dramatisch wird, und der Leser atemlos folgt, kommen für alle Rätsel plausible Erklärungen. Doch nur wenige Seiten später geraten die Ereignisse wieder aus den Fugen und es wird bedrohlich ...
Fazit: grandios geschrieben und mit Hochspannung erzählt.

Badische Neueste Nachrichten

... Burger schafft es mit unaufdringlicher Souveränität, die klammheimlichen technologischen Umwälzungen der Gegenwart samt ihrer politischen Tragweite an den vertrauten Schauplätzen einer südwestdeutschen Großstadt anzuknüpfen ...

Klappe auf

... Aus dem Krimi-Debütanten ist ein Krimi-Profi geworden. "Projekt Dark Eye" hält, was "Mordsverkehr" und "Marias Sohn" versprochen haben: Krimispannung mit Typen, die einem irgendwie bekannt vorkommen, das große Verbrechen grundiert mit Lokalkolorit ...

Bad-Bad.de

... Stück für Stück frisst sich das Aufklärungsfeuer, angereichert mit pointenreichen "Randerscheinungen", die in vielen Fällen vergnügtes Schmunzeln und in anderen Nachdenklichkeit hervorrufen, durch die 223 Seiten, um beim Finale das Ergebnis zu zeitigen, man wisse zwar jetzt, was los war, man müsse den "Flächenbrand" jedoch mindestens noch einmal lesen ...

 

Leseprobe

"Du musst aber schwören!"
"Okay, ich schwöre."

Edith löste sich von ihm und trat einen Schritt zurück.
"Hebe deine rechte Hand und sprich mir nach!"
Grinsend hob Marc die Hand.
"Ich, Marchello Pasteur schwöre ..."
"Ich, Marc Pasteur schw�re ..."
�... dass ich mich während der nächsten zwei Wochen immerzu und ohne Ausnahme um meine hübsche, kollossal sympathische und überaus liebenswerte Frau kümmern werde ..."
Mit erhobener Hand stand er auf dem schmalen, an die Autobahn geklebten Parkplatz, wenige Meter von den Fahrspuren, über die sich zwei endlose Schlagen von Fahrzeugen die Steigung hinaufquälten und wiederholte mit gespieltem Ernst und wegen des Krachs mit lauter Stimme Wort für Wort, was sie ihm vorsprach.
"... keinen einzigen auch noch so kleinen Gedanken an meine blöde Firma verschwenden werde ..."
Das "blöde" ließ er natürlich weg.
"... immerzu ein Wunder an Aufmerksamkeit und Charme sein werde ... Und ..." Plötzlich ließ sie die Hand fallen. "Mehr fällt mir nicht ein."
Er behielt die Hand oben.
"Du musst aber auch schwören."
Sofort nahm sie die Hand wieder hoch und begann, erwartungsvoll zu lächeln. Dieses Lächeln, das ihn damals in der ersten Sekunde von den Füßen gerissen hatte.
"Ich, Edith Pasteur-Debertin ..."
"Ich, Doktor Edith Pasteur-Debertin ..."
Natürlich konnte sie die Gelegenheit nicht auslassen, ihn damit aufzuziehen, dass sie im Gegensatz zu ihm ihr Studium nicht nur zu Ende gebracht, sondern sogar mit einer Promotion abgeschlossen hatte.
"... die aufgehende Sonne der internationalen pharmazeutischen Forschung ..."
Sie begann zu glucksen.
"... werde in den nächsten vierzehn Tagen meinen mir angetrauten Mann, der trotz abgebrochenen Studiums mehr als doppelt soviel verdient wie ich ..."
Sie hörte auf zu lächeln.
"... kein einziges Mal mit einem Anfall von Jähzorn auf die Nerven fallen. Ich werde mich zurückhalten in allem, was ich an ihm zu kritisieren habe, ich werde nicht rauchen, und ich werde niemals an den wunderbaren Gerichten herummeckern, die er im Schweiße seines Angesichts für mich kocht."
Jetzt lachte sie wieder, reckte die Hand ganz hoch. "So wahr mir der Cianti Classico helfe!"
Sie hob auch den zweiten Arm und umhalste ihn. Mit in den Nacken gelegtem Kopf strahlte sie ihn an. Die blassblauen Augen, mit weißblonden Wimpern, aus denen auch die teuersten Eyeliner nichts anderes zauberten als einen Kleinmädchenblick. Das seltsame Blond ihres Haars, das bei jeder Beleuchtung anders war. Der Wirbel an der Stirn, der jeden Friseur früher oder später in die Depression trieb und sie von einem Upper-Class-Coiffeur zum nächsten, noch teureren.
"Angeklagter, schwöre ein letztes Mal!"
"Was du willst."
"Schwöre, dass du deine Frau niemals betrogen hast, und dass du sie nie betrügen wirst."
Das Lächeln war verschwunden. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, er beugte sich zu ihr herunter und küsste sie feierlich auf den Mund. "Ich schwöre!"
Er war immer schon ein guter Lügner gewesen. Nach Sekunden wurde er unruhig und wand sich los. "Was machst du? Was soll das?"
"Nur mal sehen, ob du nicht doch irgendwo ein Handy oder wenigstens ein, zwei Piepser versteckt hast.", kicherte sie und schmiegte sich an ihn. Eine Weile starrten sie schweigend in die Schlucht der tobenden und schäumenden Reuss.
"Ordentlich Hochwasser. Der viele Schnee vom letzten Winter."
Sie schauderte und machte sich los. "Lass uns weiterfahren, mir ist kalt." Sie drückte ihm die Schlüssel in die Hand. "Du fährst. Bald kommt der Tunnel."
Er warf sein Jackett auf den Rücksitz, handelte sich einen strafenden Blick ein, "wenn du schon zweitausend Mark für einen Anzug ausgibst, könntest du wenigstens anständig mit ihm umgehen!", verstellte Sitz und Innenspiegel, ließ den Motor an und wartete auf die Gelegenheit, sich in den Verkehr einzureihen. Diese bot sich, als eine Kolonne von schwer beladenen holländischen Wohnmobilen den Berg heraufgequalmt kam. Mit quietschenden Reifen fuhr er an.
"Noch 'ne halbe Stunde, dann sind wir drüben. Dort wird schon Italienisch gesprochen. Und bei Como machen wir das Verdeck runter!" Er lächelte zu ihr hinüber. Sie nickte ernst und schien zu frösteln. Er schaltete hoch und gab dem Saab die Sporen. Aber mehr als 80 erlaubte der Verkehr nicht.
Sie drehte das Radio ein, fand einen Sender, der Musik brachte. Erst das Ende einer alten Pink-Floyd-Schnulze, dann Maccarena. Nach Sekunden fing sie an mitzusingen, und Augenblicke später sangen beide aus vollem Hals, und Edith lachte wieder. Als er begann, im Rhythmus der Musik Slalom zu fahren, wurde sie still und legte die Hand auf seinen Arm. Er nutze eine Lücke und überholte eine lange Kette von Lastzügen und Urlaubern mit Wohnanhängern. Dann musste er schon wieder bremsen. Im Radio kamen Nachrichten, er hörte nicht hin. Es war Urlaub, wer braucht Nachrichten?
Und natürlich ging ihm dieses verfluchte Projekt in Kopf herum. Wie auch sonst, hatte er doch gestern Abend noch bis zehn in der Firma gesessen. Er biss die Zähne zusammen. Vielleicht würden die anderen die Kuh noch irgendwie ohne ihn vom Eis tricksen. Zwei Wochen musste es auch einmal ohne ihn gehen. Und wenn nicht, würde die Welt auch nicht untergehen. Vorne die ersten Hinweisschilder auf den Tunnel. Alle Ampeln grün.
Er lachte sie an. "Wetten, drüben ist schönes Wetter!"
"Ich wette dagegen: Drüben ist noch viel besseres Wetter!"
"Worum?"
"Drei Küsse für den Gewinner?"
"Nur?" Er tat enttäuscht.
Sie kicherte. "Also gut, fünf."
Auf dem letzten Parkplatz vor dem Tunnel stand ein silbergrauer Mercedes, den er weit vor Luzern schon einmal überholt hatte. Ein älteres Ehepaar mit traurigen Gesichtern stieg ein. Wohlhabende Rentner auf Italientour. Vermutlich acht Wochen am Stück, von einem Luxushotel ins nächste, und kein bisschen gute Laune. Dass alte Ehepaare sich irgendwann unweigerlich ähnlich sehen mussten.
"Guck mal da vorne ist schon der Tunnel! Gleich sind wir auf der Sonnenseite!"
Mit angstvoll aufgerissenen Augen starrte sie zu ihm herüber. Er legte die Hand auf ihr Knie. "Beruhig dich. Wird nicht lange dauern."
"Und wenn es einen Stau gibt?"
"Dann wäre die Ampel rot."
"Wenn das Auto kaputt geht?"
"Das Auto war noch nie kaputt."
"Kunststück, ist ja erst vier Woche alt. Aber wenn es brennt?"
"Im Gotthard-Tunnel hat's noch nie gebrannt."
"Eben! Das ist ja das gefährliche! Umso größer ist die Gefahr, dass es heute brennt!"
"Das ist mal wieder die typische weibliche Kleinhirn-Logik. Mach die Augen zu, wie letztes Jahr, und zähl bis tausend. Hast du das Schild gesehen mit der Radiofrequenz ..."
"Still!"
Verwundert sah er zu ihr hinüber. Sie fummelte hektisch am Radio.
"Was ist denn in dich gefahren? Die haben eine eigene Antenne durch den ganzen Tunnel ..."
"So sei doch still!" Sie drehte das Radio laut.