Die Radarfallen an der Südtangente waren schon öfter Ziel von Manipulationen. Das jedoch eines Morgens im dichtesten Berufsverkehr einer der kleinen grauen Kästen in die Luft gesprengt wird, ist von anderer Qualität. Zumal dabei ein Autofahrer durch Herzinfarkt zu Tode kommt. Grober Unfug mit Todesfolge? Oder ein ernstzunehmender Anschlag? Kommissar Petzold geht die Sache routinemäßig an - bis ein Bekennerschreiben auftaucht, in dem mit weiteren Anschlägen gedroht wird. Eine zweite Bombe verursacht einen verheerenden Auffahrunfall mit mehreren Todesopfern. Nicht nur Petzold, auch die Bevölkerung ist alarmiert, als die Zeitung ein zweites Bekennerschreiben veöffentlicht. Die Stadt steht Kopf. Eine fieberhafte Suche beginnt...
Buchinformation
- Erschienen 1998 im Zebulon-Verfolg, Neuerscheinungen 2001 und 2004
- Kontrast-Verlag, München
- 160 Seiten / Taschenbuch
- 9,90 Euro
- ISBN 3-935286-48-1
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Leseprobe
Werner Fuhrmann schaltete den Scheibenwischer auf höchste Stufe, gab vorsichtig Gas und fluchte lauthals. Der Lastzug, den er gerade überholte, nahm ihm mit einer aufgewirbelten Wolke aus Wasser und Dreck den letzten Rest der ohnehin schlechten Sicht. Der Scheibenwischer schaffte es nicht, für Sekunden fuhr er blind. Dann war er vorbei.
Beide stadteinwärts führenden Spuren der Straße waren dicht befahren. Wie jeden Morgen um diese Zeit. Jenseits der Leitplanke sah es nicht anders aus. Von Zeit zu Zeit nervte ihn einer mit schlecht eingestellten oder aufgeblendeten Scheinwerfern. Dass die Leute sich nie die Mühe machten, mal ihre Beleuchtung überprüfen zu lassen! Immer wieder kniff Fuhrmann die Augen zu. Ob diese Schlitzohren in der Werkstatt wirklich neue Wischerblätter montiert oder sie wieder nur auf die Rechnung gesetzt hatten?
Es war eine ekelhafte Fahrerei, stockdunkel, knüppeldicker Berufsverkehr und dazu dieses Dreckwetter. Fehlte nur noch der übliche Morgenstau. Zum tausendsten Mal verwünschte er es, damals wegen der Kinder aufs Land gezogen zu sein und nun jeden gottverdammten Arbeitstag diese Strecke fahren zu müssen. Morgens hin und abends zurück. Hin und zurück, hin und zurück ... Im Sommer ging es ja noch, aber jetzt, im Winter und bei diesem Wetter, das war die Hölle. Aber bald hatte er es wieder einmal geschafft, in zehn Minuten würde er da sein. Und in drei Jahren durfte er in Rente gehen, dann war endlich Schluss damit.
Der Regen schien noch stärker zu werden. Weiter vorne bremsten sie schon wieder. Fuhrmann ging vom Gas, um nicht auf seinen Vordermann aufzufahren. Plötzlich blendete ihn ein grelles Licht, Sekundenbruchteile später war es wieder dunkel. Er hörte einen Knall, eine Explosion, und trat instinktiv auf die Bremse. Ein Schatten kippte vor den Wagen, und schon krachte es zum zweiten Mal. Es gab einen Ruck, er hatte etwas überfahren. Etwas Hartes. Ein kreischendes Geräusch, das Hindernis hing unter dem Wagen und wurde mitgeschleift. Jetzt krachte es hinten, der Wagen machte einen Satz vorwärts, Fuhrmann wurde in die Rückenlehne geschleudert, prallte mit dem Kopf gegen die Nackenstütze. Glas splitterte, alles begann sich zu drehen. Er versuchte gegenzusteuern, aber das Lenkrad war blockiert. Gelähmt klammerte er sich fest, stand mit aller Kraft auf der Bremse, starrte in die kreiselnden Lichter und hoffte, dass er irgendwie zum Stehen kommen würde. Augenblicke später hörte er einen weiteren Aufprall, aber dieses Mal spürte er keinen Ruck. Vermutlich war einer auf seinen Hintermann aufgefahren.
Endlich stand er. Quer auf der linken Spur. Mit quietschenden Bremsen hielt neben ihm der Lastzug, den er überholt hatte. Ganz langsam ließ Fuhrmann das Lenkrad los. Plötzlich begannen seine Hände zu zittern, und dann zuckte ein stechender Schmerz in den linken Arm. Jemand riss die Wagentür auf.
"Ist Ihnen was passiert?"½
"Ich weiß nicht", stöhnte er. Von weit her hörte er die Stimme noch rufen: "Hat wer ein Telefon? Wir brauchen einen Arzt! Mit dem hier stimmt was nicht!"
Dann hörte er nichts mehr.