Ein jugendlicher Mörder wird in einer spektakulären Aktion aus dem Gefängnis befreit. Die Ermittlungen der Polizei laufen schleppend an, es ist Wochenende, es ist heiß und man geht davon aus, dass Christian Schönewald sich längst über die nahe Grenze nach Frankreich abgesetzt hat. Bis in unmittelbarer Nähe ein weiterer Mord geschieht.
Während für seine Kollegen ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, setzt sich Kriminalkommissar Thomas Petzold, der Schönewald erst vor kurzem verhaftet hat und wegen einer Verletzung in Zwangsurlaub geschickt wurde, mit Schönewalds Mutter auseinander. Er kommt von dieser kühlen, rätselhaften Frau nicht mehr los. Was will Maria Schönewald von ihm? Was weiß sie über die Hintergründe der Befreiungsaktion? Und wovor fürchtet sie sich?
Petzolds Team durchleuchtet derweil Christian Schönewalds Umfeld: die Karlsruher Homosexuellenszene, in der er sich als Edel-Stricher bewegt hat, seine Musikgruppe, die Firma seines Stiefvaters, die anscheinend in dubiose Waffengeschäfte verwickelt ist...
Buchinformation
- Erschienen in 2000
- Espresso-Verlag, 2009 Neuauflage durch Kontrast-Verlag
- 192 Seiten / Taschenbuch
- 9,90 Euro
- ISBN 978-3941200081
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Leseprobe
"Diese ganze Geschichte gefällt mir nicht." Petzold schluckte den letzten Bissen hinunter und spülte mit einem halben Glas Wasser nach. "Irgendwas ist hier oberfaul. Sie wissen etwas, was Sie mir verschweigen, und so kann man nicht zusammenarbeiten. Ich werd' jetzt die Fliege machen."
Ihre Hand mit dem Quarkbrot blieb auf halbem Weg zum Mund stehen. "Sie werden was machen?"
"Ich werde heimfahren." Der Stuhl quietschte über die Fliesen, als er ihn zurückschob. "Ich hab' die Schnauze voll. Wenn Sie Hilfe brauchen, egal bei was, drüben steht das Telefon. Wählen Sie die Hundertzehn."
Sie sprang auf, überholte ihn in der Halle und versperrte ihm den Weg zur Tür. Petzold blieb unmittelbar vor ihr stehen, sie wich nicht zurück. Lange starrte sie auf seine Hemdknöpfe. Sie reichte ihm kaum bis zu den Schultern. Petzold sah ihr Gesicht und roch den Duft ihres Haars. Er hob die Hand, ließ sie sinken, atmete tief ein und wieder aus. Noch immer trug sie das blaue Kleid vom Vormittag. Er schloss die Augen. Er räusperte sich.
"Warum zum Teufel soll ich nicht gehen?"
Sie sah ihm ins Gesicht, und zum ersten Mal war ihr Blick völlig offen. Neben ihrem Mund war ein winziges, dreieckiges Muttermal, das er bisher nicht bemerkt hatte. Um den Hals trug sie ein hauchdünnes Goldkettchen mit einem kleinen Kreuz. Leise sagte sie: "Weil ich Sie darum bitte", und legte leicht die Hand an seinen Arm.
"Warum?" wiederholte Petzold.
Sie senkte den Blick und schluckte. "Ich fürchte ..." Es dauerte eine Ewigkeit, bis sie den Satz vollendete. "Ich fürchte, dass mein Sohn Opfer eines sehr schmutzigen Spiels werden soll."
Auch Petzold sprach jetzt sehr leise. "Wer spielt dieses Spiel?"
Wieder zögerte sie mit der Antwort. "Ich würde es Ihnen sagen, wenn ich es wüsste." Ihre Hand lag noch immer an seinem Arm. Langsam sah sie auf. "Wirklich."
Petzold spürte ihre Berührung durch den dünnen Baumwollstoff, roch das fast verflogene Parfum, fühlte die Wärme ihres nahen Körpers, und plötzlich war da das fast unwiderstehliche Verlangen, eine Hand auszustrecken, sie an sich zu ziehen, das schmale Gesicht, die Schultern, das Haar, die Brüste zu berühren, zu prüfen, ob die makellose Haut ihrer bloßen Arme wirklich so weich war, wie es den Anschein hatte.
Für einen Moment schloss er die Augen, da nahm sie die Hand weg und sagte mit veränderter Stimme: "Sie könnten im Wohnzimmer schlafen. Sonst bleibt nur das alte Gästezimmer oben oder Christians Zimmer. Ich denke nicht, dass Sie das mögen würden."
Mit hängenden Armen stand sie vor ihm und starrte auf seine Fußspitzen. Petzold stöhnte und stieß die Fäuste in die Hosentaschen. Im Kreuz drückte die Pistole.
"Ich werde hier bleiben, wenn Sie mir alles sagen, was Sie wissen. Aber diesmal wirklich alles."
Sie nickte und ging ohne aufzusehen voraus ins Wohnzimmer. Als hätte sie keine Sekunde mit einem anderen Ausgang des Gesprächs gerechnet.
Petzold folgte ihr maulend. "Und ich muss dringend telefonieren. Jemand muss sich um den Kater kümmern. Ich hab' keine Lust, meine Wohnung zu renovieren, wenn das hier irgendwann vorbei ist. Bestimmt ist das Vieh längst dabei, die Tapeten abzufressen und die Blumentöpfe vollzu..."