marias-sohnEin jugendlicher Mörder wird in einer spektakulären Aktion aus dem Gefängnis befreit. Die Ermittlungen der Polizei laufen schleppend an, es ist Wochenende, es ist heiß und man geht davon aus, dass Christian Schönewald sich längst über die nahe Grenze nach Frankreich abgesetzt hat. Bis in unmittelbarer Nähe ein weiterer Mord geschieht.
Während für seine Kollegen ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, setzt sich Kriminalkommissar Thomas Petzold, der Schönewald erst vor kurzem verhaftet hat und wegen einer Verletzung in Zwangsurlaub geschickt wurde, mit Schönewalds Mutter auseinander. Er kommt von dieser kühlen, rätselhaften Frau nicht mehr los. Was will Maria Schönewald von ihm? Was weiß sie über die Hintergründe der Befreiungsaktion? Und wovor fürchtet sie sich?
Petzolds Team durchleuchtet derweil Christian Schönewalds Umfeld: die Karlsruher Homosexuellenszene, in der er sich als Edel-Stricher bewegt hat, seine Musikgruppe, die Firma seines Stiefvaters, die anscheinend in dubiose Waffengeschäfte verwickelt ist...

 

Buchinformation

  • Erschienen in 2000
  • Espresso-Verlag, 2009 Neuauflage durch Kontrast-Verlag
  • 192 Seiten / Taschenbuch
  • 9,90 Euro
  • ISBN 978-3941200081


Was die Presse sagt

Badische Neueste Nachrichten

"...Burgers zweiter Krimi ist in der Sprache vielschichtiger und in der Handlungsführung raffinierter als der Vorgänger, wobei er sich - besonders gegen Ende - die spannungssteigernde Wirkung stakkatoartiger Szenenwechsel zunutze macht. Ausgesprochen farbig sind die unterschiedlichen Typen und Charaktere dargestellt - sei es der phlegmatisch brodelnde Ermittler Hirlinger, sei es der geschmeidige, elegant-zynische Zeuge aus besten Kreisen, der sich auch mal einen Strichjungen leistet, oder die fahrig-angetrunkene Chefsekretärin, die mehr weiß, als sie sagen will. Ein kleines Kabinettstück der Personenzeichnung ist der Auftritt der Titelfigur: Da umreißt Burger auf wenigen Seiten das Drama eines hochbegabten und durch die sexuelle Gier des Stiefvaters zutiefst traumatisierten Kindes..."

Krimi-Forum.de

...Was zählt ist die Faszination, die von der Mutter jenes Mannes ausgeht, der ihn selbst um ein Haar ins Jenseits befördert hätte. So sehr ist diese zwiespältige Spannung zu spüren, dass die Frage nahe liegt, wann das, was so heftig zwischen den Zeilen knistert, die Buchseiten und die Handlung in Brand setzen wird. Auch für Kommissar Schilling, den "Intellektuellen" der Truppe, läuten wieder einmal vereinzelt romantische Glocken - allerdings auch diesmal erst aus weiter Ferne. Bleibt abzuwarten ob der Autor im nächsten Band mehr Erbarmen mit dem verhinderten Romeo und Straßenverkehrs-Pechvogel hat...

Stuttgarter Zeitung

"Die Krimis von Wolfgang Burger lassen es zwischen den Ermittlern menscheln, damit uns das Unmenschliche des zu Ermittelnden nicht so ängstigt ... Die Geschichte um einen Gefängnisausbruch trägt die Angst vor unsere Tür - und bleibt doch eine Fluchtgeschichte."

Pforzheimer Zeitung

... Wolfgang Burger hat sich mit seinem zweiten Karlsruhe-Krimi viel vorgenommen. Der Psychokrieg zwischen seinem Kriminaloberkommissar Thomas Petzold und Maria Schönewald, der Mutter eines jugendlichen Mörders, ist ihm - leider - nicht ganz gelungen. Dennoch lohnt der Band die Lektüre.

Trierischer Volksfreund

"...Beachtlich, wie es Burger gelingt, durch die fein ausgearbeiteten Begebenheiten am Rande je nach Bedarf eine humoristische oder tiefenpsychologische Note hineinzubringen. Die fein gezeichneten Personenportraits - selbst wenn es sich um winzige Nebenfiguren handelt - tun ein übriges, um die Leserbindung zu verstärken."

Carpe Librum

... Mit ironisch distanziertem Blick hat Wolfgang Burger einen spannenden und unterhaltsamen Krimi geschrieben, der sich von anderen angenehm abhebt, weil er sich nicht allzu ernst nimmt.

Unikath

... Dem Leser begegnen viele Figuren, manche länger, manche kürzer - stets aber führt ihn der Erzähler nahe an sie heran, vor allem über ihre Gefühlswelt und ihre Denkensweise, aber auch über ihre Sprache ... Hier versteht Burger, bei aller ironischen Distanz, die er zu seinen Figuren bewahrt, Erzählen oft auch als Entertainment, die von der Lust an witzigen Dialogen lebt. So nimmt der Leser Anteil an einer ganzen Reihe von Figuren - und ist um so schockierter, wenn die Gewalt über sie hereinbricht ... Plötzlich ist das Grauen da - ohne dass Burger plump blutige Details ausbreitet. Die schrecklichen Bilder entstehen nur im Kopf des Lesers - gerade deshalb wirken sie so heftig.

Willy Storck, Rheinpfalz

"...Burger legt viel Sorgfalt in die Dialoge, hat sich in die Arbeitsweisen der Polizei eingearbeitet und hat ein Gespür für Psychologie. Er lässt keinen Ich-Erzähler auftreten, sondern erzählt aus der Distanz des beschreibenden Beobachters. Vor allem: Er überzieht auch in den dramatischen Momenten nicht. Und schließlich: Milieuschilderungen, und der lokale und regionale Aspekt stimmen..."

Gay-Books

Ein guter, spannender und unterhaltsamer Krimi! Wirklich gelungen! Link zum Artikel

 

Leseprobe

"Diese ganze Geschichte gefällt mir nicht." Petzold schluckte den letzten Bissen hinunter und spülte mit einem halben Glas Wasser nach. "Irgendwas ist hier oberfaul. Sie wissen etwas, was Sie mir verschweigen, und so kann man nicht zusammenarbeiten. Ich werd' jetzt die Fliege machen."
Ihre Hand mit dem Quarkbrot blieb auf halbem Weg zum Mund stehen. "Sie werden was machen?"
"Ich werde heimfahren." Der Stuhl quietschte über die Fliesen, als er ihn zurückschob. "Ich hab' die Schnauze voll. Wenn Sie Hilfe brauchen, egal bei was, drüben steht das Telefon. Wählen Sie die Hundertzehn."
Sie sprang auf, überholte ihn in der Halle und versperrte ihm den Weg zur Tür. Petzold blieb unmittelbar vor ihr stehen, sie wich nicht zurück. Lange starrte sie auf seine Hemdknöpfe. Sie reichte ihm kaum bis zu den Schultern. Petzold sah ihr Gesicht und roch den Duft ihres Haars. Er hob die Hand, ließ sie sinken, atmete tief ein und wieder aus. Noch immer trug sie das blaue Kleid vom Vormittag. Er schloss die Augen. Er räusperte sich.
"Warum zum Teufel soll ich nicht gehen?"
Sie sah ihm ins Gesicht, und zum ersten Mal war ihr Blick völlig offen. Neben ihrem Mund war ein winziges, dreieckiges Muttermal, das er bisher nicht bemerkt hatte. Um den Hals trug sie ein hauchdünnes Goldkettchen mit einem kleinen Kreuz. Leise sagte sie: "Weil ich Sie darum bitte", und legte leicht die Hand an seinen Arm.
"Warum?" wiederholte Petzold.
Sie senkte den Blick und schluckte. "Ich fürchte ..." Es dauerte eine Ewigkeit, bis sie den Satz vollendete. "Ich fürchte, dass mein Sohn Opfer eines sehr schmutzigen Spiels werden soll."
Auch Petzold sprach jetzt sehr leise. "Wer spielt dieses Spiel?"
Wieder zögerte sie mit der Antwort. "Ich würde es Ihnen sagen, wenn ich es wüsste." Ihre Hand lag noch immer an seinem Arm. Langsam sah sie auf. "Wirklich."
Petzold spürte ihre Berührung durch den dünnen Baumwollstoff, roch das fast verflogene Parfum, fühlte die Wärme ihres nahen Körpers, und plötzlich war da das fast unwiderstehliche Verlangen, eine Hand auszustrecken, sie an sich zu ziehen, das schmale Gesicht, die Schultern, das Haar, die Brüste zu berühren, zu prüfen, ob die makellose Haut ihrer bloßen Arme wirklich so weich war, wie es den Anschein hatte.
Für einen Moment schloss er die Augen, da nahm sie die Hand weg und sagte mit veränderter Stimme: "Sie könnten im Wohnzimmer schlafen. Sonst bleibt nur das alte Gästezimmer oben oder Christians Zimmer. Ich denke nicht, dass Sie das mögen würden."
Mit hängenden Armen stand sie vor ihm und starrte auf seine Fußspitzen. Petzold stöhnte und stieß die Fäuste in die Hosentaschen. Im Kreuz drückte die Pistole.
"Ich werde hier bleiben, wenn Sie mir alles sagen, was Sie wissen. Aber diesmal wirklich alles."
Sie nickte und ging ohne aufzusehen voraus ins Wohnzimmer. Als hätte sie keine Sekunde mit einem anderen Ausgang des Gesprächs gerechnet.
Petzold folgte ihr maulend. "Und ich muss dringend telefonieren. Jemand muss sich um den Kater kümmern. Ich hab' keine Lust, meine Wohnung zu renovieren, wenn das hier irgendwann vorbei ist. Bestimmt ist das Vieh längst dabei, die Tapeten abzufressen und die Blumentöpfe vollzu..."